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Sicherheitstraining ‚King of the Rope‘

Mitte August lud der AKC zum Sicherheitstraining ‚King oft he Rope‘ an die Isel in Osttirol. Hintergrund war ein Klemmunfall in den Lechschluchten, bei dem Anfang des Jahres ein Mitglied verunglückte. Die gute Nachricht vorweg. Dank der professionellen Bergung konnte der Paddler rechtzeitig geborgen und reanimiert werden und war an diesem Wochenende wieder mit von der Partie.

Damit ist auch schon der wichtigste Aspekt einer erfolgreichen Bergung genannt. Zeit! Dabei ist es egal, ob man durch rasches Handeln ein verschlechtern der Situation verhindert, oder die Folgen mildert.

Neil zeigt, wo es lang geht

Neil zeigt, wo es lang geht Foto: Jonas Grünewald

Eine Möglichkeit Zeit zu gewinnen ist es passende Handlungsoptionen zu kennen und trainiert zu haben. Dazu hat uns Neil Newton Taylor von Swiftwater Rescue auf der unteren Isel  einige Aufgaben gestellt, Lösungsansätze vorgestellt und uns diese dann durchspielen lassen. Ausgegangen wurde von einem Klemmunfall, d.h. ein Paddler hat sich mit seinem Boot so verkeilt, dass er alleine nicht mehr in der Lage ist sich zu befreien.

Foto: Jonas Grünewald

Kurz nach dem Einbooten der etwa 20 Paddler und Paddlerinnen bei Huben war auch schon die erste Übungsstelle erreicht.  Aufgabe war es nun einen Fels im Fluss zu Fuß und mit dem Boot zu erreichen. Während das erreichen zu Fuß, per Wurfsack durch den Partner abgesichert, trotz der starken Strömung noch relativ flott von statten ging, sah es beim Erreichen per Boot schon anders aus.
Hatte man das Kehrwasser hinter dem Felsen in Fluss Mitte erwischt, musste man sich mit der Hand die das Paddel hielt am Felsen festhalten, die Spritzdecke Aufreißen, im Boot aufstehen und sich selbst und sein Boot irgendwie auf den Felsen befördern. In dem unruhigen Kehrwasser und mit dem nassen Fels auch ohne echten Zeitdruck nicht ganz einfach.

Die nächste Station beschäftigte sich mit der klassischen Wurfsackrettung. Neils Antwort auf die Frage, wie lang die Leine im Wurfsack ist lautete: Immer zwei Meter zu kurz. Daraus folgt, dass man nach Möglichkeit die Distanz zum Ziel durch geschickte Positionierung verkürzen soll. Wie sich zeigte, ist ein exaktes Zuwerfen auf weite Distanz auch erheblich schwieriger – wenn der Werfer das Seil überhaupt bis zum Rettenden bringt…

Foto: Jonas Grünewald

Für den Fall eines Fehlwurfes wurden zwei Techniken vorgestellt um das Seil möglichst rasch wieder werfen zu können. Auf kurze Distanzen reicht es den Wurfsack mit Wasser zu füllen um erneut zu werfen. Für weitere Distanzen ist es zusätzlich nötig das Seil in Schlaufen aufzuschießen. Dann kann man die Schlaufen mitsamt dem Wurfsack erneut werfen, was sich aber nur für mittlere Distanzen als praktikabel erwies. Lässt sich die Situation z.B. beim Absichern einer Stelle vorbereiten, wäre für längere Distanzen ein zweiter Wurfsack  (z.B. des Fahrers) eine Option.

Foto: Jonas Grünewald

Da sich die Stelle anbot, wurde die Übung erweitert und wer wollte konnte sich in die Situation des Schwimmers begeben. Ein Angebot das ich gerne annahm, um zu lernen wie man auch trotz eines nicht ganz präzisen Wurfes in der Situation den Überblick behalten kann um sich dann aktiv an das Seil zu arbeiten.

 

Grundsätzlich war ich von der Anzahl, auch meiner eigenen, Fehlwürfe in diesem Teilnehmerfeld überrascht und kann mir nur vorstellen, wie es bei weniger geübten ausgesehen hätte. Auch das unterschiedliche Flugverhalten eines nassen Seiles hatte ich so nicht erwartet. Hier hilft nur Üben.

Aktive Bergung

Aktive Bergung Foto: Jonas Grünewald

An einer künstlichen Stufe mit groben Blöcken ging es um das Thema Selbstrettung. Nachdem man sich erfolgreich quer gegen die Steine treiben hat lassen, galt es erst mal ein Kentern flussauf zu vermeiden. Neben extremen flussab Kanten, bietet es sich an sich mit dem Oberkörper auf den Felsen legen um die Position zu stabilisieren. Hatte man sich auf einen Ausgang fest gelegt, versuchte man durch ruckeln, ziehen, schieben und drücken das Boot in die gewünschte Richtung zu bewegen. Ausschlaggebend war hier jederzeit durch ausreichendes Kanten ein flussauf Kentern zu vermeiden. Da ich mich in einer ausreichend stabilen Position wähnte, vernachlässigte ich beim wieder raus arbeiten diese Grundregel und demonstrierte anschaulich die Folgen, was dank der bereitstehenden Mitpaddler aber ohne Konsequenzen blieb.

Foto: Jonas Grünewald

Ein Stück weiter flussab kombinierten wir zum Abschluss die einzelnen Manöver bei einer simulierten Rettung eines auf einem Felsen im Fluss gestrandeten Paddlers und paddelten dann gemeinsam zum Camp zurück.

Am Nachmittag startete dann der ‚King of the Rope‘ Wettbewerb. Es galt in Zweiterteams einen typischen Klemmunfall mit den am Vormittag erlernten Techniken auf Zeit zu bewältigen. Nach dem Start aus dem Kehrwasser musste in einer Stromschnelle gequert werden, nur um hinter einem Stein auszusteigen und sich selbst und das Material über den Stein zu befördern. 150 Meter oberhalb dieser Stelle war ‚Woody‘ ein Holzdummy in einem Boot vor einem Stein verklemmt, der befreit und zur Reanimation ans Ufer gebracht werden musste. Jetzt noch einen Notruf an Neil absetzten – glücklich waren diejenigen, die an ihr Handy gedacht hatten und keine der zahlreichen Schaulustigen fragen mussten – und dann zurück an die Einstiegstelle gesprintet wo die Zeit gestoppt wurde.

Trotzdem die vier verschiedenen Teams unterschiedliche Lösungsansätze wählten (das Boot nach dem Umsetzen die 150 Meter Flussauf ziehen und zum Stein queren, ohne Boot hoch sprinten und in das Kehrwasser schwimmen/mit dem Wurfsack hinein pendeln, dann aber ohne Boot zurück zum Ziel laufen, etc.) variierten die Zeiten nur geringfügig zwischen sechs und sieben Minuten.

Bemerkenswert war ein Team bei dem der erste Versuch das Kehrwasser per Seilsackpendel zu erreichen fehlschlug, es aber mit ans Ufer schwimmen und wieder hochlaufen trotzdem noch zu einer Zeit von etwas unter acht Minuten gereicht hat. Für den Ernstfall bedeutet es, dass man sich von einem Fehlschlag nicht entmutigen lassen darf und weiterhin alles an die Bergung des Verunglückten gesetzt werden muss.

Ebenfalls bemerkenswert war, wie anstrengend und fordernd diese paar Minuten waren. Am Ende der sechs Minuten lag ich nach Atem ringend und ausgepumpt im Ziel und habe mich gefragt, ob ich jetzt noch eine halbe Stunde lang jemanden hätte reanimieren können.

Vielen Dank an den AKC für die Einladung zu diesem wertvollen Sicherheitstraining und die freundliche Aufnahme in der Runde. In Zukunft werden meine Nachbarn sicher häufiger einen Wurfsack durch den Garten fliegen sehen.

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Kategorie: Allgemein, Wildwasser
16. August 2011: Olly | 105 views

Eine Reaktion

  1. Philipp

    Hey langsam wird der Kerl nützlich. Erst wird richtiges Essen am Campingplatz eingeführt und jetzt auch noch Sicherheit am Bach. Und mehr Artikel als ich haste jetzt auch langsam geschrieben ;)

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