Massive Kayak Freestyle Action

- endlich seriös Kajak fahren -
Hell Yeahr MkfA

Basecamp Lofer II

Nach dem sonnigen Nachmittag an der Brandenberger am Tag zuvor, hat es in Lofer die Nacht immer wieder geregnet. Der Pegelcheck per WLAN am  Trockenraum lässt die Wahl auf die Lammer fallen. Nach einer schönen, längeren, Fahrt durch das Berchdesgadener Land, parken wir am Ausstieg der Öfen und laufen die Schlucht hoch.

Ich bin erst etwas nervös. Letztes Jahr hat mein Fahrkönnen nur zum Shuttle Bunny und fotografischen Dokumentieren der Heldentaten von Sandro und Philipp gereicht. Jetzt will ich mich selber in diese beeindruckende Klamm wagen, die ein Aussteigen mit einem Schwimmer durch die verschiedenen Stellen die wir gerade besichtigen Belohnt?  Der Pegel ist mit 75 cm identisch zum letzten Jahr, aber der Katarakt und die Stufen mit ihren Walzen wirken nicht so riesig und unfahrbar, wie sie im Laufe der Zeit in meinem Kopf geworden sind. Oder ist das der Triftsteigeffekt? Ich verdonnere Felix, der während der Besichtigung auch erstaunlich gesprächig geworden ist, zu Funkstille und versuche ruhig zu bleiben, während ich mir die einzelnen Stellen und meine gewählte Linie zu verinnerlichen versuche.

Wir fahren zum Einstieg der Vogelauer Strecke die wir mit Steffi vorne weg fahren wollen. Eine gute Möglichkeit für mich das angesammelte Adrenalin durch die Muskeln zu lassen und sich ein zu paddeln. Die erste Stufe in der es mich letztes Jahr gedreht hat nimmt Steffi gewohnt elegant. Die nächste Blockstrecke hat es aber auf sie abgesehen und Felix und ich setzten die von Bonsay erklärte Materialrettungsstrategie in perfekter Teamarbeit um. Die nächsten durchaus etwas wuchtigen Stufen werden aber ohne Probleme befahren und wir sind viel zu bald an Steffis Aus- und unserem Einstieg für den schwierigeren Teil der Lammer.

Das Besichtigen schwieriger Teilabschnitte von Flüssen verfolgt für gewöhnlich mehrere Ziele. Zum einen natürlich das Abprüfen von veränderlichen wie auch statischen Gefahren einer Stelle, das Finden der besten Linie und zu guter Letzt sicherlich auch das Beruhigen der eigenen Nerven in dem man eine unbekannte Situation in einen bekannte verwandelt. Daher war ich nun nach der eingehenden Besichtigung der Öfen vor Beginn unserer Fahrt in einer positiv offensiven, aber doch recht entspannten Stimmung. Nicht ganz so entspannt natürlich wie Bonsay, der herzhaft gähnend die letzten paar hundert Meter auf dem Flachwasser zurücklegt. Meine Stimmung sollte sich jedoch in Kürze dramatisch ändern, als das Auftauchen des Öfeneinganges mich auf eine kleine Lücke in meiner Planung erinnern sollte. Natürlich habe ich die Schlucht vom Triftsteig aus eingehend analysiert. Was aber war mit dem oberen Teil der Klamm, in den kein Steig führte?

Als der Eingang der Klamm auftauchte setzt ganz kurz die bekannte Reaktion auf eine unbekannte Situation bei mir ein. Ein schmaler, dunkler Spalt saugt  den Fluss zwischen zwei hoch aufragende Felssäulen und das Wasser verschwindet gischtend und spritzenden hinter einem Abfall. Jetzt wird mir klar, warum Bonsay auf meinen Hinweis mit dem Stein in der Mitte der Eingangsstufe erwiderte, er könne sich an keinen speziellen Stein im Eingangskatarakt erinnern. Den Flip den unser Vorfahrer gleich in der ersten Walze zaubert, will nicht so richtig beitragen meine Laune zu heben, aber dann geht es auch schon los und die Anspannung weicht einer ruhigen Konzentration.

Nach diesem furiosen Einstieg ist die folgende Ruhe und Dunkelheit des Domes umso beeindruckender. Das Wasser fließt bis auf Presswässer ruhig dahin, die gewundenen Klammwände scheinen sich über uns zu schließen und wir kommen aus dem schauen kaum heraus.

Die Klamm öffnet sich und wir schwingen in das Kehrwasser vor dem Katarakt ein. Aus dieser Perspektive wirkt er erstaunlicherweise weniger bedrohlich als beim Besichtigen und wir fahren ihn von der Mitte nach Links um die verschnittenen letzte Stufe in der Mitte zu umgehen.

In der übernächsten Stufe steht ein Ast hochkant aus dem Wasser und ein Baumstamm klemmt gut um fahrbar an der linken Seite. Schwerer wiegt aber die Tatsache, dass ich mich bereits im ‚S‘ wähne und die Stelle falsch anfahre. Zum Glück kann ich noch rechtzeitig korrigieren und rutsche an der linken Seite durch. Felix macht seinem Namen alle Ehre und kann nach einem Dreher sofort wieder hoch rollen.

Wir geben Steffi die uns mit der Kamera auf dem Steig begleitet keine Verschnaufpause und stürzen uns gleich weiter in das ‚S‘ und die folgenden Stellen, bis wir kurz vor der Ausgansstufe das letzte Kehrwasser nehmen. Nochmal kurz durchatmen, anständig am Paddel ziehen und wir sind alle durch. Meine Anspannung weicht einer glücklichen Entspannung, während wir uns Flussabwärts Richtung Ausstieg treiben lassen.

Kaum angelandet bleibt keine Zeit für einen zweiten Lauf. Jenny ist auf dem Weg und wir wollen uns mit ihr um 17 Uhr an der Saalach treffen. Boote auf’s Dach, die wunderschöne, etwas längere Strecke durch das Berchdesgadener Land zurück, vorbei an den Verheißungen der ehemaligen Grenzstation, hinein in die feuchten Paddelklamotten und es geht zum Abschluss des Tages bei gut Wasser nochmal von Au bis Unken.

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Kategorie: Wildwasser
28. Juni 2011: Olly | 118 views

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